60. Woche der Brüderlichkeit in Deutschland

Am Sonntag, 11. März, fand die offizielle Eröffnungsfeier zur Deutschen Woche der Brüderlichkeit in Leipzig statt. Die diesjährige Auflage dieser landesweiten Veranstaltung ist die sechzigste ihrer Art in Folge. Nur wenige Jahre nach dem Grauen der Schoa kamen Juden und Christen in Deutschland zusammen und versuchten, Wege für Koexistenz, Dialog und vielleicht sogar Freundschaft zu finden. Was zunächst im kleinen Rahmen im Jahre 1952 begann, entwickelte sich in sechzig Jahren zu einer landesweiten Veranstaltung mit zahlreichen Vorträgen, Ausstellungen, Konzerten und so weiter in ganz Deutschland.

Die Eröffnungsfeier begann am Freitagabend, 9. März, in der Synagoge zu Leipzig.  Wie in so vielen deutschen Städten ist auch die jüdische Gemeinde in Leipzig in den letzten Jahren erheblich gewachsen, vor allem im Hinblick auf die Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion. Die aus allen Teilen des Landes angereisten Gäste dieses Abends wurden von der lebendigen Gemeinde während des Schabbat-Gottesdienstes und dem anschließenden Kiddusch herzlich aufgenommen.

Einer der Höhepunkte anlässlich der Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit ist die Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille. Ausgezeichnet werden Personen oder Institutionen, die sich in herausragender Weise um die Verständigung zwischen Juden und Christen verdient gemacht haben. Der diesjährige Preisträger dieser angesehenen Auszeichnung ist Präses Dr. h. c. Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland. Am Samstagnachmittag hielt Dr. Schneider einen Vortrag über “Am Anfang war das WORT - von der Bedeutung des “Wortes Gottes” vor einem großen Publikum in der historischen Nikolaikirche, dem Ort, an dem 1989 die friedliche Revolution begann, die letztendlich zum Fall der Berliner Mauer und zur Wiedervereinigung von Deutschland führte.

Im Anschluss an den Vortrag fand im Neuen Rathaus von Leipzig eine nachdenkliche jüdisch-christliche Gemeinschaftsfeier statt. Erneut versammelten sich Hunderte von Menschen und hörten andächtig drei kurzen Ansprachen von Präsident Schneider, Rabbi Dr. Henry Brandt, dem jüdischen Präsidenten der deutschen Mitgliedsorganisation DKR des ICCJ, und Bischof Mussinghoff, der Kontaktperson zwischen den römisch-katholischen Bischöfen in Deutschland und der jüdischen Gemeinde in Deutschland, zu. Der Beitrag des Leipziger Synagogalchors bewegte sich auf bemerkenswert hohem künstlerischem Niveau.

Am Sonntagmorgen, 11. März, fand die offizielle Eröffnungsfeier zur 60. Woche der Brüderlichkeit in der berühmten Leipziger Konzerthalle, dem Gewandhaus, statt. Bevor Rabbi Brandt offiziell die Woche der Brüderlichkeit eröffnete, hörten wir der großen Gewandhausorgel und dem weltberühmten Gewandhausorchester sowie dem Chor der Oper Leipzig unter Leitung von Herbert Blomstedt zu. Vor einem fast voll besetzten Gewandhaus folgten anschließend kurze Ansprachen des Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Stanislaw Tillich, und des Oberbürgermeisters von Leipzig, Burkhard Jung. Die zweistündige Veranstaltung wurde von Gundula Gause, der Hauptnachrichtensprecherin des  Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), moderiert.

Höhepunkt der Eröffnungsfeier war jedoch die herausragende “Laudatio” auf den Preisträger Dr. Schneider, gehalten von dem ehemaligen Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier, jetzt Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Sozialdemokratischen Opposition im Deutschen Bundestag. Seine Einschätzung der sich rasch verändernden politischen Situation in der arabischen Welt kann auf der Homepage unserer deutschen Freunde, dem Deutschen Koordinierungsrat (DKR), im Wortlaut nachgelesen werden.

Der ICCJ gratuliert dem DKR zu dieser hervorragenden Eröffnungsfeier anlässlich der 60. Woche der Brüderlichkeit. Der ICCJ mit Sitz in Deutschland schätzt sehr die freundschaftliche Bande zwischen dem Martin-Buber-Haus und einer unserer wichtigsten Mitgliedsorganisationen. Bilder der Eröffnungsfeier zur 60. Woche der Brüderlichkeit finden Sie unter http://www.iccj.org/60th_Week_of_Brotherhood_in_Germany.3735.0.html
 

Übersetzung aus dem Englischen: Ute Knorr.