An den japanischen Botschafter in Deutschland,
Seine Exzellenz Dr. Takahiro Shinyo,
Im Auftrag des Internationalen Rates der Christen und Juden möchte ich dem japanischen Volk das aufrichtige Beileid unserer Mitglieder auf der ganzen Welt zu den enormen Verlusten, die sie in den letzten Wochen erlitten haben, aussprechen. Zuerst dachte ich, wir könnten abwarten, um zu sehen, wie die Atomreaktorkrise gelöst werden würde, aber nun begreife ich, dass die Situation weiterhin andauern wird, deshalb habe ich beschlossen, dass es an der Zeit wäre, Ihnen unsere Anteilnahme auszudrücken.
Wir sind nicht nur von der Tapferkeit und dem Einsatz der Reaktorarbeiter sehr beeindruckt, die ihr eigenes Leben riskieren und versuchen, eine größere Katastrophe abzuwenden, sondern auch von dem stillen Mut und der Selbstdisziplin der Japaner, die versucht haben, den Anschein eines normalen Lebens unter sehr ungünstigen Bedingungen aufrecht zu erhalten. Unsere Gedanken sind aber hauptsächlich bei jenen Japanern, die ihre Familie und andere geliebte Menschen durch das Erdbeben und den darauf folgenden Tsunami verloren haben.
Durch meinen Besuch in Hiroshima weiß ich, dass die Menschen in diesem Gebiet nach dem Atomangriff im Jahre 1945 wieder eine florierende und pulsierende Stadt aufgebaut haben; ich hoffe und bete, dass sich die Japaner auch jetzt wieder von ihrer gegenwärtigen Notlage erholen werden.
Bitte nehmen Sie unsere besten Wünsche für Ihr Wohlergehen an. Ich werde mit einigen Zitaten aus der tröstlichen Weissagung des Propheten Jeremia schließen. Diese wurden natürlich ursprünglich in einem ganz anderen Zusammenhang genannt, aber ich hoffe, sie können auch gegenwärtig etwas Trost bieten:
„Ich will dich wiederum aufbauen, daß du wohl auferbaut seiest,… und ich will ihre Trauer in Wonne wandeln und sie trösten und fröhlich machen nach ihrem Kummer…. Aber der HERR spricht also: Laß dein Schreien und Weinen und die Tränen deiner Augen; denn deine Arbeit wird wohl belohnt werden.“