Vor einigen Tagen kehrte ich von einer kurzen und ereignisreichen Reise nach Deutschland zurück. Nachdem ich den Schabbat in Frankfurt am Main, begleitet von der dort wohnenden ICCJ Generalsekretärin Anette Adelmann, verbracht habe, fuhren wir nach Schabbatausgang gemeinsam nach Worms.
Auf Einladung des Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), mit deren Mitarbeitern und Mitgliedern der im hessischen Heppenheim ansässige ICCJ seit vielen Jahren freundschaftlich eng verbunden ist, war ich Rednerin bei der Podiumsdiskussion „‘Hier stehe ich und kann nicht anders‘ – mein Gewissen und unsere/eure Welt“. Diese bildete eine der Abschlussveranstaltungen der „2. Wormser Religionsgespräche“, die im Rahmen des 2016er Jahresthemas der Lutherdekade „Reformation und die Eine Welt“ veranstaltet wurden. Mein Gastgeber in Worms war unser guter Freunde und Kollege Oberkirchenrat Detlev Knoche, Direktor des Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).
Die weiteren Gesprächspartner bei diesem interdisziplinären (Philosophen, Theologen und Pädagogen) und interreligiösen (Christen, eine Muslima und eine Jüdin) Podium waren: Prof. Volker Gerhardt (Professor für Praktische Philosophie / Germany), Prof. Jacob Emmanuel Mabe (Professor für Interkulturelle Philosophie / Kamerun), Pfarrer Nikolaus Schneider (ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, EKD) und Dr Nayla Tabbara (Direktorin des Adyan-Instituts / Lebanon).
(von links nach rechts: Prof. Volker Gerhard, Prof. Jacob Emmanuel Mabe, Alrun Kopelke (Moderatorin), Dr. Nayla Tabbara, Dr. Deborah Weissman, Pfarrer Nikolaus Schneider)
Nach der Veranstaltung war Anette so freundlich, Nayla Tabbara und mich noch durch das „jüdische Worms“ zu führen – Teil des historischen Herzens von Worms (in jüdischen Quellen als Warmaisa wohlbekannt – eine der berühmten SchUM-Städte), dessen Geschichte weit über 1.000 Jahre zurückreicht.
Wir besuchten das jüdische Museum, die Synagoge, das rituelle Bad (Mikwe) und den Standort des Lehrhauses von Raschi, dem womöglich hervorragendsten Bibel- und Talmudkommentator des Mittelalters. Fast sein ganzes Leben verbrachte er in Troyes (Frankreich), aber auch einige Jahre in Worms.
Für mich persönlich war es ein besonderes Erlebnis diese historischen Stätten in Begleitung von zwei beeindruckenden Frauen – die eine Christin, die andere Muslima – zu besuchen. Nicht zuletzt auch darum, weil uns überliefert ist, dass Raschi keine Söhne hatte, aber drei Töchter, die sehr eigenständig und gelehrt waren.
Ich wünsche allen, die ab kommendem Freitag Pessach feiern, ein sehr freudiges und bedeutungsvolles Fest. Gerade Pessach überliefert und symbolisiert die universelle Botschaft von Freiheit und Befreiung - in diesem Sinne meine besten Wünschen an alle
Debbie Weissman