Mit Dankbarkeit und Hochachtung erinnern wir uns an die Jahre, die Richard von Weizsäcker als Bundespräsident tätig war, und honorieren ganz besonders die sensible Aufmerksamkeit, die er der Geschichte der Juden in Deutschland und ihrer Rolle in der deutschen Nachkriegsgesellschaft entgegengebracht hat. In seiner berühmten Rede, die er als Bundespräsidenten bei der Gedenkveranstaltung im Plenarsaal des Deutschen Bundestages zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa in Bonn am 8. Mai 1985 gehalten hat, konstatierte er: „Gewiss, es gibt kaum einen Staat, der in seiner Geschichte immer frei blieb von schuldhafter Verstrickung in Krieg und Gewalt. Der Völkermord an den Juden jedoch ist beispiellos in der Geschichte.“
Unvergessen ist sein historischer Besuch in Polen im Mai 1990 wenige Monate nach dem Fall der Berliner Mauer und wenige Monate vor der Wiedervereinigung; und auch sein unermüdlicher Einsatz für die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Nichtjuden und Juden in Deutschland, die er als „liebe jüdische Mitbürger“ ansprach. Seine solidarische Entscheidung im Jahr 1994, gemeinsam mit dem Botschafter Israels der Premiere der Filmes „Schindlers Liste“ in Frankfurt beizuwohnen, war ein eindrückliches Zeichen dafür, dass sich im Nachkriegsdeutschland ein Wandel in der Beziehung zwischen Deutschland und den jüdischen Gemeinden vollzogen hatte.
Mit Dr. Richard von Weizsäcker haben wir ein Kämpfer für Menschenrechte – in Deutschland, in Europa und weltweit – verloren, der dieses Engagement auch nach der Niederlegung seiner politischen Ämter nie aufgegeben hat. Und wir sind ihm zu tiefstem Dank für seine Unterstützung der Arbeit des ICCJ verpflichtet.
Der ICCJ wird Richard von Weizsäckers Andenken in Ehren halten und wir sprechen unser tief empfundenes Beileid seiner Frau Marianne, seinen Kindern, der Familie, den Kollegen und Freunden aus.
(Teaserbild: Dr. Richard von Weizsäcker, Köln 2009;
Eigentümer: A. Savin, lizensiert unter CC BY-SA 3.0, wikimedia commons)