Ereignisse in Aegypten

Liebe Freunde des ICCJ, Vor kurzem habe ich bereits einen Brief an Sie geschrieben, aber die jüngsten Ereignisse in meinem Teil der Welt haben mich veranlasst, einen weiteren Brief an Sie zu schreiben. Es begann im Dezember mit den Demonstrationen für demokratische Reformen in Tunesien, und spitzte sich zu mit den jüngsten Unruhen in Ägypten. Wir in Israel haben die Situation sehr besorgt beobachtet.

 

 

Es gibt vier bemerkenswerte Punkte:

 

1) Die Entwicklungen haben uns alle überrascht. Dies zeigt nicht nur ein besorgniserregendes Versagen der Geheimdienste in Israel und dem Westen, sondern auch mangelndes Erkennen der Auswirkungen des Mubarak-Regimes. Ägypten war schon lange überfällig für eine Demokratisierung.

 

2) Demokratisierung ist im Allgemeinen eine gute Sache, oft geht sie Hand in Hand mit der Beachtung der Menschenrechte und sozialer Gerechtigkeit. Aber im Westen, benötigten die meisten Ländern viele Jahre, dies zu erreichen. Wenn sie jedoch über Nacht passiert, kann es besorgniserregend werden.Demokratische Wahlen im Nahen Osten oder in der arabisch-muslimischen Welt hatten manchmal den Aufstieg islamischer Staaten zur Folge, in denen es im Allgemeinen  Probleme mit Menschenrechten gab und insbesondere Gefahren für die nicht-muslimischen Minderheiten aufkamen.

In Tunesien gibt es etwa 2% der Bevölkerung, die Nicht-Muslime sind, aber in Ägypten kann der Anteil der nicht-muslimischen Bevölkerung sogar 10% betragen.Nach den bedauernswerten, gewalttätigen Ereignissen in der Weihnachtszeit in Ägypten und im Irak, habe ich Angst um das Wohl der christlichen Gemeinden in diesen Ländern.


3) Israelis haben, offen gesagt, große Angst vor einem direkt angrenzendem islamischen Staat. Ich hoffe, dies ist kein besonderer Fall von Islamophobie, die ich als ein sehr negatives Phänomen in unserer Welt betrachte. Leider haben die islamischen Staaten, die wir in unserer Region gesehen haben, eine eher unscheinbare Vorgeschichte im Hinblick auf Demokratie und Menschenrechte.
Ich persönlich glaube, dass es möglich ist, aufrichtigen muslimischen Glauben und  Bräuche mit einem Bekenntnis zur Demokratie in Einklang zu bringen, und ich kenne Muslime, die dies erfolgreich getan haben. Doch bisher kenne ich keine islamischen Staaten, die dies geschafft haben.

 

4) Wir fürchten auch sehr um die Zukunft des fast 32-jährigen Friedensvertrags zwischen Ägypten und Israel, welchen wir als einen sehr positiven und stabilisierenden Faktor im Nahen Osten betrachten.
Hier zwei weitere hoffnungsvolle Stimmen - ein junger Mensch in der ägyptischen Diaspora hat mir geschrieben: "Wir können jung sein und in der Diaspora leben, aber das mächtigste Werkzeug, dass wir haben, um Zusammenhalt zu zeigen, ist eine Meinung, etwas, dass uns die Regierung gestern noch nehmen wollte.
Viele waren skeptisch und fürchteten den Sturz des Regimes aus Angst davor, wer die Macht übernehmen würde. Aber nach dem, was man gestern las und hörte, war dies, etwas wonach das ganze Land schrie. Von den Ärmsten bis zu den Gebildeten. Wir leugnen nicht, dass wir Angst haben vor dem, was kommen könnte, aber wir hoffen auf eine bessere Zukunft, auf Rechtschaffenheit und Freiheit ... für alle."
Und ein in Israel lebender Christ schrieb: "Ich bin allerdings sicher, dass wir alle beten, damit das, was aus den Unruhen in Ägypten hervorgeht, ein demokratisches Regime sein wird, das auf der Achtung für alle Bürger gegründet ist…   auch wenn die Chancen dafür gerade jetzt sehr gering sind ... "
Meine Antwort auf beide ist ein tiefempfundenes: "Insh'allah ..."

 

Dr. Deborah Weissman, Jerusalem
ICCJ Präsidentin