Die Konferenz ist Teil eines laufenden Projekts des ICCJ, das sich mit dem interreligiösen Dialog in Mittel- und Osteuropa beschäftigt. Die Länder dieser Region, die der kommunistischen Herrschaft entwachsen sind, befinden sich in einem Prozess der Integration in ein freies und demokratisches Europa. Dieser Prozess hat mehrere Aspekte, einschließlich der Herausforderung, die eine Begegnung mit der multi-religiösen und multikulturellen Gesellschaft darstellt. Diese Herausforderung stellt Fragen nach der persönlichen Identität, gesellschaftlicher Solidarität, dem Verhältnis zwischen Religion und Staat und anderen Aspekten.
Das Thema der Konferenz lautet "Religionen und Ideologien. Polnische Perspektiven und darüber hinaus". Im 20. Jahrhundert litt Polen unter Besatzung und Diktatur, zunächst durch die Nationalsozialisten, dann durch die sowjetischen Kommunisten. Wir würdigen den Mut und Widerstand, den sowohl religiöse und nicht-religiöse Polen gezeigt haben. Wir würdigen ebenfalls das Wiedererwachen jüdischen Lebens und jüdischer Kultur in Polen, das maßgeblich auf die Anstrengung von Nicht-Juden zurückzuführen ist. Aus diesem Grund haben wir Polen als Ort gewählt, um unser Thema zu bearbeiten, mit Krakau als idealem Standort sowohl aufgrund seiner historischen Beziehungen zu Christen und Juden als auch wegen seiner Rolle in der polnischen Geschichte.
In Krakau zu sein bedeutet beinahe zwangsläufig, auch die Gedenkstätte Auschwitz/Birkenau zu besuchen. Auch wenn der Holocaust nicht das Thema dieser Konferenz ist, kann man dem Schatten nicht entkommen, den der Holocaust auf den jüdisch-christlichen Dialog wirft. Unser Schwerpunkt wird allerdings auf den Folgen für Bildung und Erziehung liegen, die der Holocaust für Juden und Christen im 21. Jahrhundert zeitigt. Wir sind uns darüber im Klaren, dass dieser Besuch für die Konferenzteilnehmer von großer emotionaler Bedeutung sein wird. Für diejenigen, die Auschwitz zum ersten Mal besuchen werden, haben wir ein spezielles Programm entwickelt als auch Nachbesprechungen eingeplant, die sowohl den emotionalen als auch spirituellen und intellektuellen Aspekten dieses Konferenztages Rechnung tragen werden.
Innerhalb des Konferenzablaufs wird der Besuch in Auschwitz den gesamten zweiten Konferenztag in Anspruch nehmen. Die abendliche Eröffnung am Sonntag, 3. Juli, wird vom Präsidenten der Stadt und Region Krakaus im Rathaus vorgenommen. Der erste vollständige Konferenztag am Montag, 4. Juli, wird einer kurzen Einführung in die Sozialgeschichte Polens im 20. Jahrhundert und ihrer Folgen für die christlichen und jüdischen Gemeinschaften gewidmet sein. In den Workshops wird es um gegenseitige polnisch-jüdische und andere Vorurteile gehen sowie um das Thema mehrschichtiger Identitäten (polnische und/oder jüdische und/oder christliche und/oder andere Identitäten) sowie das trilaterale jüdisch-deutsch-polnische Gespräch. Ein weiterer Aspekt unserer Workshops besteht darin, die Konferenzteilnehmer mit den vielen Initiativen und Aktivitäten im Bereich des christlich-jüdischen Dialogs in Polen heute vertraut zu machen. Am Nachmittag stehen Besuche historischer und religiöser Stätten in Krakau auf dem Plan, wie beispielsweise das jüdische Viertel von Kazimierz.
Der dritte und letzte Konferenztag, Mittwoch 6. Juli, konzentriert sich auf gemeinsame Herausforderungen, mit denen Juden und Christen gleichermaßen konfrontiert sind. Im Plenum wird es um die Möglichkeiten für Juden und Christen gehen, gemeinsam nach sozialer Gerechtigkeit in einer globalen Weltwirtschaft zu streben. In Workshops werden weitere Herausforderungen für Juden und Christen im Mittelpunkt stehen, wie etwa die Herausforderung des Fundamentalismus, des Säkularismus und Individualismus. In zwei abschließenden, parallelen Diskussionsrunden werden brennende internationale Fragen des interreligiösen Dialogs behandelt werden. Ein Thema wird dabei der Frage nach dem Verhältnis von Staat und Religion gewidmet sein. Ein anderes Thema beschäftigt sich mit Israel und Palästina. Die Konferenz wird mit einem festlichen Abendessen und einem kulturellen Programm ihr Ende finden.
Das Planungskomitee der Konferenz 2011 in Krakau
Vorsitzender:
- Deselaers, Rev. Dr. Manfred, Zentrum für Dialog und Gebet, Oswiecim, Vorsitzender des Planungskomitees.
Mitglieder (in alphabetischer Reihenfolge)
- Dawidowski, Rev. Dr Wieslaw, OSA, Ko-Vorsitzender des polnischen CCJ, Prior der Augustiner-Abtei in Lomianki.
- Krajewski, Prof. Stanislaw, Warschau, Universität von Warschau, jüdischer Ko-Vorsitzender des Polnischen Rates der Christen und Juden.
- Pawlikowski, Prof. John T. OSM, Chicago, Professor für Sozialethik, Catholic Theological Union, University of Chicago
- Pruiksma, Rev. Dick, Heppenheim, Generalsekretär des Internationalen Rates der Christen und Juden.
- Szlachta, Prof. Bogdan, Krakau, Dekan der Fakultät für Internationale und Politische Studien, Jagiellonen Universität Krakau.
- Weissman, Dr. Deborah, Jerusalem, Präsidentin des Internationalen Rates der Christen und Juden.
Mitglieder des erweiterten Planungskomitees: (in alphabetischer Reihenfolge)
- Ambrosewicz-Jacobs, Dr. Jolanta, Krakau, Direktor des Jagiellonen Zentrums für Holocaust-Studien, Mitglied der Krakauer Jüdisch-Christlichen Dialog-Gruppe "Bund".
- Borgegard, Mrs. Gunnel, Uppsala, Theologisches Sekretariat für Ökumene in den Nordischen Ländern, Vorsitzende des Schwedischen Rates der Christen und Juden und Mitglied im Vorstand des ICCJ.
- Kozub-Ciembroniewicz, Prof. Wieslaw, Cracow, Fakultät für Internationale und Politische Studien, Jagiellonen Universität Krakau, Vorsitzender des Beirates des Jagiellonen Zentrums für Holocaust-Studien, Mitglied der Krakauer Jüdisch-Christlichen Dialog-Gruppe "Bund".
- Mach, Prof. Zdzislaw, Cracow, Direktor des Instituts für Europäische Studien, Fakultät für Internationale und Politische Studien, Jagiellonen Universität Krakau.
Aus dem Englischen übersetzt
von Christoph Münz