Judith Buber-Agassi, die in ihrem Haus in Herzliya (Israel) verstarb, wurde 1924 in dem Haus ihrer berühmten Großeltern, Paula und Martin Buber, in Heppenheim (Deutschland) geboren. Ihre Eltern, Rafael Buber und seine erste Frau Margarete Buber-Neumann (geborene Thüring), lebten dort für ein Jahr zusammen mit ihr und ihrer älteren Schwester Barbara (geb. 1921 in Jena). Das junge Paar ließ sich später scheiden, und Rafael erhielt das Sorgerecht für seine Töchter, die damals in seinem Elternhaus in Heppenheim aufwuchsen.
Judith ging in örtliche Schulen, bis 1936 jüdische Kinder vom regulären Schulunterricht in Deutschland ausgeschlossen wurden. Sie musste Heppenheim mit ihrer Schwester Barbara und ihren Großeltern im März 1938 verlassen, um dem zunehmenden und lebensbedrohlichen Druck auf Juden durch das rassistische deutsche Regime zu entkommen. Jerusalem (damals Palästina) wurde zum neuen Zuhause der Familie Buber.
Judith heiratete 1949 den Philosophen und ihren damaligen Kommilitonen Josef Agassi. Sie hatten zwei Kinder, Sohn Aaron und Tochter Tirza, die tragischerweise schon 2008 an Brustkrebs starb.
Als international anerkannte und hochgelobte Soziologin, die sich auf das Thema „Frauenforschung“ spezialisiert hatte, fand sie später Zeit, sich um ihre Mutter Margarete Buber-Neumann zu kümmern, die zuerst von den Sowjets und später im KZ Ravensbrück inhaftiert worden war. Margarete arbeitete später als Journalistin in Frankfurt am Main und wurde nie müde, die Gesellschaft an die Werte von Freiheit und Menschlichkeit zu erinnern. Inspiriert durch die Erinnerungen ihrer Mutter erforschte Judith die Geschichte der jüdischen Frauen in Ravensbrück und schrieb, um deren Erinnerung zu ehren, ein Buch, welches 2010 im Martin-Buber-Haus der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Auf Einladung des ICCJ besuchte Judith mehrere Male das Martin-Buber-Haus, wo sie Erinnerungen mit Freunden aus der Kindheit und interessierten Gästen austauschte. Sie blieb immer mit Heppenheim verbunden und im Jahr 2004 - anlässlich ihres 80. Geburtstages - wurde ihr die Ehrenbürgerschaft verliehen. All die Jahre unterstützte sie den ICCJ bei seiner Arbeit für den Dialog.
Für junge Menschen und interessierte Besucher, die sich über Martin Buber und die deutsche Geschichte aus einem jüdischen Blickwinkel heraus informieren wollten, war sie immer aufgeschlossen und ihre Tür stand immer offen.
Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt ihrem Ehemann Prof. Josef Agassi und ihrem Sohn Aaron, und wir werden ihr Andenken in Ehren halten.