1. Vorbemerkungen
1.1. Es kann nicht darum gehen, jetzt Theologien des Judentums zu entwickeln. Ich kann nur versuchen, einige Fragen zu formulieren und Probleme anzusprechen, von denen ich meine, dass sie im jüdisch-christlichen Dialog behandelt werden sollten, Themen, die uns helfen könnten, einander besser zu verstehen und respektvoll miteinander umzugehen. Wenn ich hier spreche, tue ich das aus einer katholischen Lebens- und Glaubenswelt heraus, denn die verschiedenen evangelischen, orthodoxen, altorientalischen Sichtweisen sind mir nicht genügend vertraut; ich spreche als katholischer Bischof und als Vorsitzender der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum; das bedeutet eine Nähe zu den amtlichen Äußerungen der katholischen Kirche und eine besondere Verantwortung innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz für den Dialog mit den Juden. Es mag manchen vielleicht merkwürdig vorkommen, dass diese Kommission „Unterkommission“ genannt wird, aber es soll anzeigen, dass sie eine Spezialkommission innerhalb der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz ist. Unsere Kommission gehört nicht zur Kommission für den interreligiösen Dialog, die eine Unterkommission der Kommission Weltkirche ist. Diese Struktur trägt der Tatsache Rechnung, dass in der Deutschen Bischofskonferenz wie in der katholischen Kirche insgesamt die Beziehungen zu den nicht-christlichen Religionen sich in verschiedener Weise und unterschiedlicher Nähe zueinander gestalten. Zur jüdischen Religion hat die katholische Kirche eine besondere Beziehung, die das Zweite Vatikanische Konzil in seiner Erklärung Nostra Aetate so einleitet: „Bei ihrer Besinnung auf das Geheimnis der Kirche gedenkt die heilige Synode des Bandes, wodurch das Volk des Neuen Bundes mit dem Stamm Abrahams geistlich verbunden ist“ (Nostra Aetate 4,1). Papst Johannes Paul II. hat das bei seinem historischen Besuch in der Synagoge zu Rom am 13. April 1986 so ausgedrückt: „Die jüdische Religion ist für uns nicht etwas „Äußerliches“, sondern gehört in gewisser Weise zum „Inneren“ unserer Religion. Zu ihr haben wir somit Beziehungen wie zu keiner anderen Religion. Ihr seid unsere bevorzugten Brüder und, so könnte man gewissermaßen sagen, unsere älteren Brüder.“[1]
Diese innere Nähe und einzigartige Beziehung[2] wird auch immer wieder in Metaphern ausgesagt, indem man von der jüdischen Mutterreligion und der christlichen Tochterreligion oder in dem paulinischen Bild von der Wurzel (Judentum) und den aufgepfropften Zweigen (Christentum) spricht. Wir als katholische Kirche können nicht vom Christentum sprechen, ohne immer und überall den Ursprung und die Wurzel zu bedenken, die uns trägt (vgl. Röm 11, 18).
1.2. Eine zweite Vorbemerkung betrifft das mir gestellte Thema einer Notwendigkeit, Theologien des Judentums zu entwickeln. Es zeugt von Respekt voreinander, dass der Plural gebraucht wird, denn der Appell, solche Theologien zu entwickeln, richtet sich zunächst an die jeweiligen Partner des Dialogs, eine jüdische Theologie des Christentums und eine christliche Theologie des Judentums zu entwickeln und dieses differenziert sich christlich in evangelische, orthodoxe und katholische Theologien des Judentums und jüdisch in entsprechende Theologien, die aus orthodoxem, liberalem, konservativem, Reform-Judentum oder Rekonstruktionismus hervorgehen. Ich habe meine Zweifel, ob ich und wir als katholische Kirche eine katholische oder christliche Theologie des Judentums entwickeln können. Ich möchte meinerseits deshalb vorsichtiger formulieren: eine Theologie der katholischen bzw. christlichen Beziehungen zu den Juden und zum Judentum. Daraus entsteht die ganz wichtige Aufgabe, diese unterschiedlichen Theologien des Judentums, bzw. des Christentums, miteinander in Beziehung zu setzen, um daraus zu lernen, um die eigene Sicht aus den genannten Erkenntnissen neu zu formulieren in Richtung auf mehr und besseren Konsens, denn es geht um Verstehen lernen. Deshalb ist es wichtig, bei der Entwicklung von Theologien des Judentums bzw. des Christentums im Blick zu behalten, dass solche Theologien von vorn herein die unterschiedlichen Integritäten und Identitäten bejahen müssen.
2. Zur Notwendigkeit von Theologien des Judentums
Gerade zum 40-jährigen Jubiläum der Verabschiedung der Konzilserklärung zu den nicht-christlichen Religionen „Nostra Aetate“ (28.10.1965) wird immer stärker die Notwendigkeit von Theologien des Judentums gesehen und ihre Entwicklung forciert.[3] So sagte Kardinal Walter Kasper bei der vom Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit organisierten Berliner Begegnung zwischen Vertretern der Allgemeinen und Orthodoxen Rabbinerkonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz am 09.05.2006: „Trotz guter Ansätze gibt es gegenwärtig noch keine umfassende, allgemein überzeugende christliche Theologie des Judentums.“[4]Dankbar dürfen wir auf Vorarbeiten aus dem deutschen Sprachraum schauen: Franz Mußner, Norbert Lohfink, Hans Küng, Clemens Thoma, Joseph Ratzinger und Walter Groß,[5] auf evangelischer Seite will ich Friedrich- Wilhelm Marquardt nennen.[6] Auf evangelischer Seite war die Evangelische Kirche im Rheinland Vorreiter einer veränderten Einstellung zum Judentum mit der Erklärung der Synode vom 11.01.1980 und vom Januar 1983[7]. Auch auf jüdischer Seite haben Pioniere Christentum und christliche Themen früh erörtert, wie Leo Baeck, David Flusser, Franz Rosenzweig, Martin Buber und Shalom Ben Chorin.[8] In neuerer Zeit hat es ein amerikanisches Projekt jüdischer Gelehrter gegeben, dem sich bald 300 weitere jüdische Gelehrte angeschlossen haben „Dabru Emet“ (Sprecht Wahrheit) vom 11.09.2000[9], in dem sie ihre jüdische Gemeinschaft aufrufen, die Wahrheit zu sagen, Furcht und Misstrauen gegenüber dem Christentum aufzugeben und die Anstrengungen der Kirche zur Verbesserung ihres Verhältnisses zum jüdischen Volk und zum Judentum anzuerkennen. Daraus kann und wird weiteres Vertrauen wachsen.
3. Aufgaben und Herausforderungen
Ich möchte einige Aufgaben und Herausforderungen skizzieren, die vor uns liegen und die uns voran bringen werden, wenn sie aufgegriffen werden. Einige sind kurzfristiger angelegt, andere brauchen Geduld und Zeit für Wachstum und Reifen. Es geht um historische, theologische und ethisch-praktische Aufgaben.
3.1. Historische Aufgaben
Es ist beschämend, dass erst das unglaubliche Verbrechen der Shoah, der Vernichtung der Juden Europas durch das Naziregime langsam zur Besinnung und zum Umdenken in den Kirchen geführt hat. Es waren Papst Johannes XXIII. und Kardinal Augustin Bea, die mit Hilfe von Jules Isaak und Johannes Oesterreicher mutig und tapfer Nostra Aetate Nummer 4 mit großer Stimmenmehrheit der Konzilsväter durchgesetzt haben.[10] Die jüngsten Turbulenzen um die Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Priesterbruderschaft Pius X. und die schamlose Leugnung des Holocaust durch Williamson haben deutlich gemacht, dass Nostra Aetate bis in die Gemeinden hinein unumkehrbar angekommen und angenommen ist. Ich persönlich bezweifle, dass der rassistische Antisemitismus eine ernsthafte Gefährdung in unseren westlichen Gemeinschaften ist, eher steckt doch der alte Antijudaismus in manchen Köpfen. Unsere gemeinsame schwierig verlaufene Geschichte bürdet uns Aufgaben auf, die dunklen Zeiten aufzuarbeiten, aber auch die Perioden eines guten oder doch erträglichen Miteinanders zu bedenken. Kardinal Kasper berichtete im Berliner Vortrag erfreut, dass Studierende am entsprechenden Institut der Hebrew University in Jerusalem in ihren Doktorarbeiten eher die positiven Aspekte bearbeiten, „weil sie überzeugt sind, dass gerade ihre Kenntnis nützlich ist als Exempel für heute und morgen“.[11] Der Einfluss und die Bedeutung des Judentums für das Christentum,seine Geschichte, seine Liturgie, für biblische Studien, aber auch für Literatur und Philosophie sind mehr oder weniger bekannt. Weniger bekannt ist der Einfluss, den das Christentum auf das Judentum ausübte. So weiß man heute, dass nicht nur die christliche Liturgie von der jüdischen, sondern auch die des späteren Judentums von der christlichen beeinflusst worden ist. Hier harrt noch vieles der historischen Aufarbeitung“.[12]
Zum Thema der Shoah ist schon viel gearbeitet worden. Die vatikanischen Archive dazu sind bisher nur bis 1939 und auch da nur für die Korrespondenz mit der Deutschen Reichsregierung zugänglich. Die Öffnung sämtlicher anderer Bestände ist beschlossene Sache. Das setzt die Ordnung und Registrierung vieler tausender Dokumente voraus, an der zügig gearbeitet wird. Kardinal Kasper sagt, die katholische Kirche fürchte die historische Wahrheit nicht. Doch auch unabhängig von der Öffnung der Archive werde es zur gemeinsamen fairen historischen Aufarbeitung der Rolle der Kirche, vor allem der Rolle Papst Pius XII. wohl noch ein längerer Weg sein. „Die Kenntnis der Fakten ist ja nur die eine Seite, ihre Einordnung und Interpretation eine andere; darüber werden die Meinungen wohl immer auseinandergehen. Die Linie verläuft freilich nicht einfach zwischen jüdischen und christlichen bzw. katholischen Historikern, sondern auch quer durch beide Gruppen.“[13]
Zur historischen Forschung muss die Vermittlung der historischen Erkenntnisse kommen. Wir kennen einander, unsere Geschichte, unsere Religion und unsere Lebensformen zu wenig. Deshalb ist wichtig, dass die Vermittlung der gegenseitigen Kenntnis für künftige Rabbiner, Priester und pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für Religionslehrerinnen und Religionslehrer wirksam an Universitäten, Fachhochschulen, Akademien und Lehrerseminaren geschieht. Es geht um die Entwicklung guter Lehrbücher für Studien, Religionsunterricht und Gemeindearbeit. Es geht um Pflege der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit und den Dialog vor Ort.
Das Dokument „ Wir erinnern: eine Reflexion über die Shoah“ vom 16.03.1998[14]hat zwar manche Kritik erfahren, dennoch war es ein Schritt in die richtige Richtung und sollte nachgearbeitet werden. Wir müssen die Mitverantwortung und Schuld der Kirche auf dem Weg zum Holocaust und in den Jahren des Holocaust bekennen, insofern als der in der Kirche beheimatete Antijudaismus dem Antisemitismus den Weg bereitet hat.
Papst Johannes Paul II. hat am 12.03.2000 ein Schuldbekenntnis auch gegenüber dem jüdischen Volk abgelegt und bei seinem Israelbesuch am 26.03.2000[15] einen entsprechenden Zettel in die Klagemauer des Tempels zu Jerusalem gesteckt, der im Sinne einer Reinigung des Gedächtnisses das Gebet enthält: „Gott unserer Väter, du hast Abraham und seine Nachkommen auserwählt, deinen Namen zu den Völkern zu tragen. Wir sind zutiefst betrübt über das Verhalten aller, die im Laufe der Geschichte deine Söhne und Töchter leiden ließen. Wir bitten um Verzeihung und wollen uns dafür einsetzen, dass echte Brüderlichkeit herrsche mit dem Volk des Bundes“.
Die Zeitzeugen des Holocaust schwinden dahin. Wir brauchen eine Erinnerungskultur, die als memoria futuri Warnung und Mahnung ist. Wie können wir die Herzen der Menschen und der künftigen Generation erreichen? Das ist unser aller Verantwortung. Ich befürworte Projekte wie im Erzbistum Freiburg, das im Internet gerade für junge Menschen Vergangenheit mit Shoa und Gegenwart des Judentums vermittelt, für Unterricht, Gemeindarbeit und Jugendverbände fruchtbar macht und Aktionen anregt (Freiburger Projekt).
3.2. Theologische Aufgaben
a) Nach den historischen Fragen sind theologische Probleme zu benennen. Wir, Juden und Christen, haben vieles und wesentliches gemeinsam. Wir haben die Heiligen Schriften, den Tanach gemeinsam, der uns Christen der erste Teil unserer Heiligen Bücher ist. Wir teilen den Glauben an den einen und einzigen Gott, das Verständnis der Welt als Gottes Schöpfung, die Heiligkeit des Lebens, die Würde der menschlichen Person, die Zehn Gebote als Lebensweisungen Gottes, die messianische Hoffnung. Jesus, Maria und die Apostel waren Juden und lebten die jüdische Religion. Diese tiefe Gemeinsamkeit muss in unseren Gemeinden tiefer bewusst gemacht werden. Freilich dürfen wir auch die Unterschiede nicht verschweigen, die für unseren christlichen Glauben und umgekehrt für die jüdische Religion konstitutiv sind. Wir können daran arbeiten, Missverständnisse und Verzeichnungen zu überwinden. Aber die Botschaft von Jesus als dem Christus, dem Messias und Gottes Sohn ist ein unaufhebbarer Unterschied.
Nachdem das Zweite Vatikanische Konzil die alte Substitutionslehre aufgehoben hat und Papst Johannes Paul II. an der bleibenden Gültigkeit des Bundes Gottes mit dem jüdischen Volk festhält- sein Wort vom „ungekündigten Bund,“ das er am 17.11.1980 in Mainz vor Rabbinern und Juden[16]sprach, - ruft die Frage auf, wie sich der Alte und der Neue Bund, und der Erste und der Zweite Bund zueinander verhalten. Reicht diese Alternative aus, das komplexe Verhältnis zu beschreiben? Was bedeuten in diesem Zusammenhang die verschiedenen Bundesschlüsse Gottes? Gottes Bund mit Noah, die Schöpfung vor einer weiteren Sintflut zu schonen (Gen 9), Gottes Bund mit Abraham, dem Stammvater, mit der Verheißung zahlreicher Nachkommenschaft (Gen 15;17) der Bund mit dem Volk Gottes am Sinai mit der Gabe der Thorah und der Verheißung des Landes(Ex 19f.), Gottes Verheißung eines neuen Bundes durch den Propheten Jeremia (Jer 31,31-34), Gottes Bund in Christus, der das neue Volk Gottes aus Juden und Heiden schafft (Eph 2,11f).
b) Im Hintergrund dieser Frage steht die Frage nach dem sensiblen Problem der Judenmission. Zunächst ist eindeutig und klar auf der halachischen Ebene festzuhalten: Es gibt in der katholischen Kirche keine Einrichtungen und Organisationen der Judenmission im Unterschied zu evangelikalen Gruppen im evangelischen Bereich, wie Karl Kardinal Lehmann im Gespräch mit den Rabbinerkonferenzen am 12.03.2007 in Mannheim erklärte.[17] Auf der haggadischen Ebene gibt es unterschiedliche Meinungen und eine gewisse Freiheit der Diskussion. Hier hatte das Dokument „Dominus Jesus“ der Glaubenskongregation vom 06.08.2000 über die Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi und seiner Kirche für Aufregung gesorgt, wenn es sich auch nicht direkt an die Juden, sondern gegen bestimmte pluralistische Religionstheorien wendet[18].
Kardinal Kasper hatte beim International Liaison Comitee (30.04.-03.05.2001) in New York erklärt, dass die Kirche glaube, „dass das Judentum, d.h. die gläubige Antwort des jüdischen Volkes auf Gottes unwiderruflichen Bund für dieses heilvoll ist, weil Gott seinen Verheißungen treu ist“. Der Begriff der Mission in seinem eigentlichen Sinn (beziehe sich) „auf die Bekehrung von falschen Göttern und Idolen zu dem wahren und einen Gott, der sich selbst in der Heilsgeschichte mit dem auserwählten Volk offenbarte. So kann Mission in diesem strengen Sinn nicht in Bezug auf Juden gebraucht werden, die an den wahren und einen Gott glauben. Deshalb gibt es keine katholische Missionsorganisation für Juden. Es gibt Dialog mit Juden, aber keine Mission im genannten strengen Sinn".[19] Wenig später wurde die durch diese Erklärung beruhigte Situation durch die Verlautbarung der Kommission für Ökumenische und interreligiöse Angelegenheiten der US-amerikanischen Bischofskonferenz „Über Bund und Mission“ vom 12.08.2002 aufgestört, die die Überzeugung äußerte „..,dass missionarische Bemühungen Juden zum Christentum zu bekehren in der katholischen Kirche nicht länger annehmbar sind“. Dagegen wandte sich Kardinal Avery Dulles, der wegen der Einzigkeit und Heilsbedeutsamkeit Christi an der Mission auch für Juden festhielt.[20]
Es ist nicht Zeit und Ort nun die deutsche Diskussion in dem Spannungsfeld von „ungekündigtem Bund“ mit dem Volk Israel und der Einzigkeit und Heilsbedeutsamkeit Jesu Christi in der Kirche nachzuzeichnen. Das hat Hans Hermann Henrix in seinem katholischen Werkstattbericht zum Verhältnis von Christentum und Judentum „Von der Mission ohne Dialog zum Dialog ohne Mission“ getan. Am 09.03.2009 hat der Gesprächskreis „Juden und Christen“ beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken ein Dokument verabschiedet unter dem Titel „Nein zur Judenmission – Ja zum Dialog zwischen Juden und Christen,“ vorbereitet durch das Dokument „Juden und Christen in Deutschland“ vom 13.04.2005.[21]
Ich denke, dass diese Erklärung kein letztes Wort zum Thema sein will. Der Arbeitskreis hat das Verdienst, die Frage, die zur Klärung ansteht, neu vorgelegt zu haben. Es ist kein lehramtlicher Text und will auch wohl nicht die gesamten Implikationen der Fragestellung letztendlich behandeln. Die Frage nach der Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi und seiner Kirche finde ich nicht beantwortet. Im Schlussplädoyer heißt es: „Weil Gottes Bund Israel bereits das Heil erschlossen hat, braucht die Kirche nicht um das Heil Israels besorgt zu sein, die Juden nicht zum christlichen Glauben zu bekehren und sie nicht um ihres Heiles willen zur Taufe zu veranlassen. Wenn das Zweite Vatikanische Konzil die Hoffnung sogar auf das Heil aller Menschen setzt, dann gilt dies nach unserer Überzeugung in besonderem Maße für die Juden, auch wenn sie nicht getauft sind. Im letzten schafft Gott Heil auf Wegen, die nur er kennt (Ad Gentes 7,10; Gaudium et Spes 22,5). Der alte Heilspessimismus, der in dem bekannten Satz „Außerhalb der Kirche kein Heil“ zum Ausdruck kommt, ist überwunden. Die Hoffnung auf das Heil verbindet Juden und Christen in besonderer Weise miteinander. Wann, wie und ob sich Juden und Christen auf ihrem Weg zum „Reich Gottes“ begegnen, bleibt ein uns Menschen verborgenes Geheimnis Gottes. Das wusste schon Paulus, der die Rettung ganz Israels nicht an den Glauben an Jesus bindet. Er lässt seine wegweisende Lehre im Römerbrief so enden: „O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege... aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung. Ihm sei die Ehre in Ewigkeit. Amen.“ (Röm 11 33,36).[22]
Joseph Kardinal Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI., hat für einen Vortrag bei der Académie des Sciences Morales et Politiques in Paris 1995 daran festgehalten: man könne „keinesfalls Altes und Neues Testament als zwei verschiedene Religionen einander gegenüberstellen, es gibt nur einen Willen Gottes mit den Menschen, nur ein Geschichtshandeln Gottes mit den Menschen, das sich freilich in unterschiedlichen und zum Teil auch gegensätzlichen, aber in Wahrheit zueinander gehörenden Eingriffen vollzieht.“[23] Er sieht den Hauptunterschied darin, dass im Sinaibund Gott sein Volk Israel auf die Einhaltung der Thora verpflichtet, so dass der Bund zum Ziel kommt, wenn das Volk Israel der Thora gemäß Gottes Willen gehorsam ist. Im Christusbund schenke sich Gott dem neuen Volk von Juden und Heiden durch seinen Kreuzestod (in der Eucharistie je und je vergegenwärtigt) aus freier Liebe. Als freies Gnadengeschenk Gottes und seiner Liebe ist er nicht konditional, d.h. abhängig vom Gehorsam des Volkes Gottes. So habe der freie Gott bleibend Neues geschaffen für alle Menschen.
Bischof Gerhard Ludwig Müller (Regensburg) hat in seiner Antwort auf den Arbeitskreis „Christen und Juden“ beim Zentralkomitee herausgestellt, dass Gott das Heil aller Menschen will und dass Christus die Mauer zwischen Juden und Heiden eingerissen hat und Frieden stiftend beiden Teilen Zugang zum Vater geschaffen habe (Eph 2, 11-22).“[24]
Ich halte an der eschatologischen Deutung des Apostels Paulus im Römerbrief fest, nach der Gott am Ende ganz Israel retten wird. Kardinal Kasper hat ja im Zusammenhang mit der erneuerten Karfreitagsfürbitte für das Messbuch von 1962 diese eschatologische Auslegung gegeben, die durch den förmlichen Brief des Kardinalstaatssekretärs an das Oberrabbinat Israels als offiziöse Auslegung gelten muss.[25] So heißt es schon im katholischen Erwachsenenkatechismus, den unsere Deutsche Bischofskonferenz herausgegeben hat: „Die Juden und Christen gemeinsame endzeitliche Hoffnung ist, dass bei der Sammlung der Völker zu einem universalen Frieden (Shalom) alle, auch Israel, den einen gemeinsamen Messias anerkennen werden, der nach christlicher Überzeugung in Jesus Christus schon erschienen ist.“[26]
Ich möchte doch vorsichtig so fragen: wenn Jesus Christus Gottes eingeborener Sohn ist, von Gott gesandt zum Heil aller Menschen, dann bewirkt Gott am Ende die Rettung von ganz Israel (Röm 11,26). Dieser Gott aber ist nach christlichem Verständnis der trinitarische Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Der Sohn ist also mit „im Spiel“. Diese eschatologische Auslegung ist nicht die Erfindung des in Auslegungsschwierigkeiten geratenen Präsidenten des Rates für die Einheit der Christen. Sie findet sich auch in den theologischen Befassungen von Franz Mußner und Joseph Ratzinger.[27]
In dem Dokument der päpstlichen Bibelkommission „Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel“ vom 24.05.2001 heißt es: „Der Widerstand der meisten Juden gegen die christliche Verkündigung erfüllte Paulus mit „Trauer“ und „unablässigem Schmerz“ (Röm 9,2), was die Tiefe seiner Gefühle für sie zeigt. Er erklärt sich bereit, für sie das größte und widersinnigste Opfer zu bringen, nämlich selbst zum „Fluch“ zu werden, getrennt von Christus(Röm 9,3). Seine Zuneigung und sein Leiden treiben ihn, eine Lösung zu entdecken; in drei langen Kapiteln (Röm 9-11) vertieft er das Problem oder eher das Geheimnis der Stellung Israels im Heilsplan Gottes im Licht Christi und der Schrift, und er gibt nicht nach, bis er zu dem Schluss kommt: „Dann wird ganz Israel gerettet werden“ (Röm 11,26). Diese drei Kapitel des Römerbriefes bleiben die tiefste Reflektion innerhalb des Neuen Testamentes über die Lage der Juden, die nicht an Jesus glauben. Paulus bringt hier sein Denken in der größten Reife zum Ausdruck.“
Die päpstliche Bibelkommission erörtert dann die von ihm vorgeschlagene Lösung. Es ist mir wichtig, Ihnen diese Stelle wörtlich vorzutragen. Dort heißt es: „Die von ihm vorgeschlagene Lösung stützt sich auf die Schrift, die an bestimmten Stellen das Heil nur für einen „Rest“ aus Israel vorsieht. So gibt es in der gegenwärtigen Stunde nur einen Rest von Israeliten, die an Jesus Christus glauben, doch ist dieser Zustand nicht endgültig. Paulus bemerkt, dass schon jetzt das Vorhandensein des „Restes“ zeigt, dass Gott „sein Volk nicht verstoßen hat“ (Röm 11,1). Dieses ist weiter heilig, d.h. in enger Verbindung mit Gott. Es ist heilig, weil es aus einer heiligen Wurzel stammt, seinen Vorfahren, und weil seine „Erstlingsgabe“ geheiligt wurde (Röm 11,16). Paulus gibt nicht näher an, ob er unter dieser „Erstlingsgabe“ die Vorfahren Israels oder den „Rest“ versteht, der durch Glaube und Taufe geheiligt wurde. Im Folgenden benutzt er das aus der Landwirtschaft genommene Bild von der Pflanze, an der einige Zweige abgeschnitten oder aufgepfropft werden (Röm 11,17-24). Es liegt auf der Hand, dass die abgeschnittenen Zweige die Israeliten sind, die nicht an Jesus Christus glauben wollten, und dass die aufgepfropften die Heiden sind, die Christen wurden. Diese letzteren mahnt – wie wir sahen – Paulus zur Bescheidenheit: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“ (Röm 11,18). Den abgeschnittenen Zweigen eröffnet Paulus einen positiven Ausblick: „Gott hat die Macht, sie wieder aufzupfropfen“ (Röm 11,23); dies wird sogar leichter sein als bei den Heiden, denn es handelt sich um „ihren eigenen Ölbaum“ (Röm 11,24). Am Ende ist Gottes Plan für Israel ganz positiv: Wenn schon „durch ihr Versagen die Heiden reich“ wurden, „dann wird das erst recht geschehen, wenn ganz Israel zum Glauben kommt“ (Röm 11,12). Gott sichert ihnen einen Bund der Barmherzigkeit zu (Röm 11,27.31)."[28]
Ich will hier auf einen Punkt hinweisen, der mir in der Diskussion um die Neufassung der Karfreitagsfürbitte für die außerordentliche Form des Ritus der Messe durch Papst Benedikt XVI. kaum beachtet wurde. Der Papst hat nämlich den Text des Römerbriefes verändert und ich kann nicht annehmen, dass der Papst das nicht in vollem Bewusstsein getan hat. Diese Fürbitte sagt: „Gewähre gnädig, dass beim Eintritt der Fülle aller Völker in Deine Kirche ganz Israel gerettet wird.“ Paulus hatte geschrieben: „Damit ihr euch nicht auf eigene Einsicht verlasst, Brüder, sollt ihr dieses Geheimnis wissen: Verstockung liegt auf einem Teil Israels, bis die Heiden in voller Zahl das Heil erlangt haben; dann wird ganz Israel gerettet werden..“(Röm 11,25f). Der Paulustext sagt also, „wenn die Fülle aller Völker das Heil (Shalom) erlangt hat“.
Vorsichtig möchte ich eine mögliche Deutung bieten. Könnte es sein, dass der Papst interpretiert, dass die Fülle der Heidenvölker (Gojim) durch Taufe in die Kirche gekommen sein muss, während er die Rettung ganz Israels den Händen Gottes und seinem Geheimnis überlässt? Darauf weist auch hin, dass der Papst als Kardinal Ratzinger die Christen gemahnt hat, „doch Gottes Verfügung an(zu)erkennen, der Israel offenbar in der Zeit der Heiden eine eigene Sendung aufgetragen hat, die die Völker so umschreiben: Sie müssen als die ersten Eigentümer der Heiligen Schrift uns gegenüber bleiben, um gerade so ein Zeugnis vor der Welt aufzurichten.“[29] Wie ganz Israel am Ende gerettet wird, ist Gottes Geheimnis. Für mich ist - wie gesagt christlich gedacht - der rettende Gott immer der trinitarische Gott, so dass immer auch Jesus als Christus, d.h. als Messias und Sohn Gottes mithandelt. Ich will noch darauf hinweisen, hier teile ich die Auffassung der Mehrheit der Exegeten, dass die Fülle der Völker die Gojim, die Heidenvölker meint und Jesu Taufbefehl nach Mt 28,19 allen (Heiden) Völkern gilt, demnach schließen Jesu Worte die Judenmission aus. [30]
c) Auch die Frage der Inkarnation des Gottessohnes könnte das Gespräch zwischen Christen und Juden beleben. Die Dogmatiker sprechen davon, dass Gottes ewiger Sohn Fleisch angenommen hat und Mensch geworden sei. Die Menschwerdung Gottes wird dabei abstrakt gedacht: er hat die Menschennatur angenommen (hypostatische Union). Nun aber ist Jesus, Gottes Sohn, von Maria, seiner jüdischen Mutter als Jude geboren, in jüdischer Religion und Kultur aufgewachsen und hat gemäß der Thorah gelebt. Was bedeutet Jesu Judesein und Judewerden konkret in Bezug auf seine Menschwerdung (Inkarnation)? Hat das mehr als akzidentelle Bedeutung, und wenn ja, was folgt theologisch daraus? Kein Geringerer als Papst Johannes Paul II. hat in seiner Ansprache an die Vollversammlung der Päpstlichen Bibelkommission am 11.04.1997 hierzu Denkanstöße gegeben, die J. Wohlmuth, E. Dirscherl u.a., aufgegriffen haben.[31] Wenn behauptet wird, man könne das Christentum nicht ohne Judentum definieren, wohl aber das Judentum ohne das Christentum,[32] dann sind doch zwei Anfragen zu stellen: Die Anfrage nach dem jüdischen Universalismus und die Anfrage nach der Landverheißung, die Anfragen an Judentum und Christentum sind. Sowohl im jüdischen Schöpfungsglauben wie in der Verheißung an Abraham, Segen für „alle Geschlechter der Erde“ zu sein (Gen 12,2f; vgl. Jes 42,6; 49,6), drückt sich ein jüdischer Universalismus aus, der notwendig zur Begegnung mit dem universalen Anspruch des Christentums führen muss.[33]
d) Die Frage nach Universalität und Partikularität stellt sich nach der Staatwerdung Israels neu. Das Problem ist dabei nicht die staatliche Anerkennung Israels. Die ist in der Kirche unbestritten. Die Frage ist vielmehr, welche theologische Bedeutung dem „Land“ (ha-arez) zukommt und wie die biblischen Landverheißungen (Gen 12,1-3) zu deuten sind. Während für Christen das „Heilige Land“ eine geistliche Bedeutung hat, ist für einen Großteil des heutigen Judentums das „Land“ in einem konkreten politischen Sinn Teil ihres Selbstverständnisses geworden. Die Brisanz dieser Frage ist offensichtlich.[34]
Juden und Christen teilen viele Überzeugungen gemeinsam. Sie sind teilweise für ihre Identität konstitutiv. Wir müssen uns hüten, zu harmonisieren, den anderen zu vereinnahmen, mit falschen Erwartungen in den Dialog zu gehen. Das Gespräch ist und bleibt schwierig. Aus Unterschieden sollen wir lernen, die Andersheit zu respektieren und zu achten. Nur so sind wir echte Dialogpartner. Nur so können wir voneinander lernen. Nur so bleiben wir füreinander eine bleibende Herausforderung.
3.3. Praktische Aufgaben – ethische Probleme
a) Das Judentum ist eine Religion, die ganz auf das Tun des Willens Gottes ausgerichtet ist; dazu ist ihm die Thorah, die Lebensweisung Gottes gegeben. Israel lebt aus der Freude an Gottes Thora. Das führt dazu, dass Juden und Christen stärker fragen, was sie denn gemeinsam tun können für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in dieser Welt.
Jugendprojekte in Buenos Aires
Das Treffen des International Liaison Commitee vom 05. – 08.Juli 2004 fand in Buenos Aires statt, in der Zeit einer schweren ökonomischen Krise. Die Vertreter des jüdischen Weltkongresses hatten vorher dort die Erfahrung von Kindern gemacht, die an Hunger und Unterernährung litten. Das hat schnell zu einem gemeinsamen Projekt von Juden und Christen (Caritas) geführt, Armut, Hunger und Bildungsnot von Jugendlichen zu bekämpfen, ganz im Sinne der Tagung „zedek und zedaka“ (Justice and Charity).[35]
Einsatz gegen AIDS
Auch in Kapstadt kam es beim Treffen des International Jewish Christian Liaison Commitee vom 04.-07.11.2006, in Zusammenarbeit mit der Südafrikanischen Bischofskonferenz, zu einem Projekt Gesundheitsvorsorge in Bezug auf die HIV/AIDS „Pandemie“ ganz im Sinne des Tagungsthemas „Dignifying the Divine Image“ - „Zum Schutz der Menschenwürde“.[36]
b) Einsatz für gemeinsame Werte
Der jüdisch-christliche Dialog ist gereift zu sozialer und praktischer Zusammenarbeit zum Wohl der Menschheit. Wir sollten Verbündete werden, indem wir gemeinsam für gemeinsame Werte eintreten, die in unserer säkularisierten Welt in Frage gestellt werden. Wir haben ein gemeinsames Bild von der menschlichen Person, von ihrer Würde und ihrer Verantwortung vor Gott; uns verbindet ein gemeinsames Verständnis von der Welt als Schöpfung Gottes, die Werte der Familie, das Verständnis von Gerechtigkeit und Frieden und die Hoffnung auf die endgültige Rettung und Vollendung. Das ist ein reiches Erbe, das wir gemeinsam einbringen können in die gegenwärtige Orientierungskrise der Menschheit. Gemeinsam sind wir überzeugender und stärker. „Wir brauchen einander und die Welt braucht uns“, sagte Kardinal Kasper. Unser gemeinsames Erbe sollte uns Verpflichtung sein, gemeinsame Antworten auf gemeinsame gegenwärtige Herausforderungen zu geben: die Heiligkeit des Lebens, der Schutz der Familie, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt, das Problem des Terrorismus, die Bewahrung der Schöpfung und vieles andere mehr. Nach der Tragödie der Shoah sind wir, Juden und Christen, gemeinsam gerufen, Verantwortung zu übernehmen, dass sich in Zukunft nicht wieder eine ähnliche, menschliche Katastrophe ereignet. Wenn uns das gelingt, dann wird die Abraham, unserem gemeinsamen Vater im Glauben gegebene Verheißung wahr: „Du sollst ein Segen sein ..Durch dich sollen gesegnet sein alle Geschlechter der Erde“ (Gen 12, 2f).[37]
c) Ein Pro – God – Movement
Doch mehr als diese Fragen nach gemeinsamem Handeln in den praktischen Nöten unserer von Zukunftsangst geschüttelten globalisierten Welt bewegt mich die Frage nach Gott. Wo ist der eine und einzige Gott in unserer säkularisierten und religiös pluralen Welt? Wo lebt das Zeugnis für den wahren Gott, der sich Israel und der Menschheit geoffenbart hat, der mit Israel einen Bund schloss und der in Jesus gnädig an uns gehandelt hat? Wie können wir mit dem biblischen Gottesbild Orientierung geben in unserer Welt? Ich möchte anregen, darüber nachzudenken, wie wir in unserer Gesellschaft ein Pro – God – Movement zustande bringen. Wir sollten entsprechend unserer je eigenen religiösen Identität, wo immer es möglich ist, und immer öfter gemeinsam den einen und einzigen Gott bezeugen und seine Thorah, seine Lebensweisung zur Sprache und zum Vollzug bringen. Denn die Thorah und Jesus als die „lebendige Thorah Gottes“[38] können Orientierung für die geistig - geistlich verunsicherten Menschen in unserer Zeit sein. Abraham Joshua Heschel schon hat dazu aufgerufen: „In unserer gegenwärtigen Gesellschaft ist die Religion zu einer unpersönlichen Angelegenheit geworden, zur Loyalität gegenüber den Institutionen. Sie überlebt in Form von Aktivitäten, aber nicht in stiller Hingabe.
..Gesellschaftliche Aktivitäten sind kein Ersatz für Sinn ..Es gibt eine Zeit für Organisation und eine Zeit für Meditation. Die Aufgabe, die jetzt vor uns steht, ist, in die Tiefe zu bauen, unser Volk mit der Fähigkeit zu beten auszurüsten und mit dem Bewusstsein, dass wir Gottes Einsatz in der Geschichte sind.“[39]
Unter Verweis auf Kardinal Kasper möchte ich schließen: “Wir, Juden und Christen, können in einer von so vielen Problemen geschüttelten, von Zukunftsangst geplagten Welt gemeinsam die Hoffnung hochhalten. Wir können bezeugen, dass trotz geschichtlichen Versagens und geschichtlicher Schuld, trotz Andersheit und Fremdheit, Umkehr, Versöhnung, Friede und Freundschaft möglich sind. Möge deshalb das neue Jahrhundert ein Jahrhundert der Geschwisterlichkeit zwischen Juden und Christen werden – Schulter an Schulter (Zef 3,9).Shalom.“[40]